Schwedisch Lernen, eine Einführung

Schwedisch lernen wird von Verlagen und Websites meist als die einfachste Sache der Welt dargestellt, denn die eine Gruppe verspricht Schwedisch bei einem täglichen Einsatz von nur fünf Minuten beizubringen, andere sprechen von 30 Stunden und wieder andere raten zu einem Abendkurs oder zu Privatunterricht von 20 bis 40 Stunden. Natürlich ist keine dieser Aussagen falsch, so lange man nicht sagt wie viel Schwedisch man nach dieser Zeit tatsächlich sprechen wird.
 
Will man Schwedisch nur für das Radebrechen im Urlaub erlernen, so ist eigentlich jede Methode irgendwie brauchbar. Will man in Schweden arbeiten oder dort an Diskussionen teilnehmen, so reicht keine der hundert Methoden, die ohne Mühe zu gutem Schwedisch führen sollen, denn dann ist ein bedeutender Einsatz und eine gewisse Sprachbegabung die Voraussetzung für das Erlernen der schwedischen Sprache.
 
Schwedisch lernen heißt, wenn es um korrektes Schwedisch mit gutem Grundniveau geht, mindestens 10.000 Worte aktiv zu beherrschen, Redewendungen zu kennen, den Sprachgebrauch zu üben, eine kaum definierte Grammatik zu erfassen und auch zu wissen welches Wort welche Bedeutung hat.
 
Allein um innerhalb von 365 Tagen 10.000 Worte zu erlernen, bedeutet 27 bis 28 neue Worte pro Tag zu erlernen, und zwar die wichtigsten Worte, nicht irgendwelchen Wortschatz. Wenn man dann noch die Grammatik, die Wortstellung und die wichtigsten Redewendungen erfassen will, so bedeutet dies pro Tag mindestens zwei bis drei Stunden Schwedisch zu pauken, um dann nach einem Jahr die Basis der Sprache zu beherrschen. Und erst nach einem weiteren Jahr wird man dann wirklich gutes Schwedisch sprechen. Da natürlich nicht jeder ein Sprachgenie ist, geht man in Schweden sogar davon aus, dass jemand, der ohne Schwedischkenntnisse einwandert, drei Jahre für die grundlegenden Sprachkenntnisse benötigt und nach fünf Jahren relativ gut Schwedisch spricht, aber beim Schreiben immer noch bedeutende Mängel zu finden sind.
 
Schwedisch lernen heißt, sich mit einer der kleineren Sprachen der Welt zu beschäftigen, einer Sprache, die sich nicht nur ständig weiterentwickelt, sondern die auch über sehr wenige konkrete grammatische Regeln verfügt, und bei der in den verschiedensten Gegenden des Landes auch noch sehr spezifische Worte auftauchen, die in anderen Teilen des Landes gar nicht erst verstanden werden, auch nicht von Schweden. Jeder Schwede weiß dies und versucht sich daher in anderen Regionen möglichst in der Sprache zu verständigen, die im Mälartal im Raum Stockholm gesprochen wird, auch wenn zu bedenken ist, dass es keine Hochsprache Schwedisch gibt und es diese auch nie geben wird.
 
Wirklich gutes Schwedisch zu lernen ist daher keine Beschäftigung so nebenbei, sondern ein sehr aktives und strukturiertes Lernen. Der Erfolg wird daher auch nicht durch den Unterricht allein kommen, sondern es ist wichtig zusätzlich und permanent schwedische Zeitschriften und Bücher zu lesen, Rundfunk zu hören, Filme zu sehen, und vor allem viel in Schweden zu sein um sich an die sehr unterschiedlichen Aussprachen und Sprachmelodien des Landes zu gewöhnen, da das Schwedisch in Malmö völlig anders klingt als jenes in Stockholm, in Östersund oder in Luleå.
 
Schwedisch zu lernen ist eine Herausforderung, die man nicht ohne Mühe meistern kann, sondern man muss sich das Ziel erarbeiten. Worte mit Hilfe einer App nachzuschlagen, ist sehr einfach, aber ob dann der schwedische Gesprächspartner auch weiß was man sagen will, das ist eine ganz andere Frage, zumal die Präpositionen und die Wortstellung eine sehr wichtige Rolle in der schwedischen Sprache spielen. Um ein Gespräch führen zu können, ist eine App sogar völlig wertlos, da das Nachsehen und Übersetzen jedes Gespräch töten wird.
 
Zum Abschluss dieser Einführung zu Schwedisch lernen noch eine kleine Anmerkung: Die schwedische Sprache verfügt gegenwärtig über einen offiziellen Wortschatz von rund 120.000 Worten, zuzüglich 30.000 bis 40.000 regionalen Worten und Ausdrücken, sowie einem zusätzlichem umgangssprachlichen Wortschafts von etwa 20.000 Worten, was insgesamt knapp 200.000 Worten entspricht. Auch ein extrem gut gebildeter Schwede wird diese Menge an Worten nie im vollen Umfang kennen und benutzen. Aber man sollte davon ausgehen, dass ein Schwede mit Hochschulbildung auf jeden Fall zwischen 40.000 und 50.000 Worten aktiv beherrscht. Will man nur diesen Wortschatz innerhalb eines Jahres erlernen, so bedeutet dies jeden Tag etwa 130 neue Worte zu erlernen, was nur ein Genie schaffen kann.
 
 
Wichtiger Hinweis:
 
Das aktuelle Lehrwerk, das eine Mischung aus Wörterbuch, Landeskunde und Stillehre für Neulinge der schwedischen Sprache darstellt, wird permanent erweitert und verbessert. Wir sind daher für Anregungen offen und sind auch bereit von unseren Lesern gewünschte Worte mit aufzunehmen und zu erklären. Jede Anregung ist uns willkommen.
 
Da das gesamte Werk eine Entwicklung aus einer über 30-jährigen Erfahrung im Sprachunterricht darstellt, ist es verständlich, dass wir jeden ungenehmigten Kopierversuch rechtlich verfolgen werden. Wir genehmigen jedoch grundsätzlich die kostenlose Übernahme einzelner Erklärungen oder Hinweise, vorausgesetzt, dass ein deutlich sichtbarer Hinweis mit Link zu dieser Site über, neben oder innerhalb des übernommenen Textes zu finden ist.